Auszug aus: Lothar Scholz: „Lanzarote - Lava, Licht und Farben“. Norderstedt, 2019, BoD, S. 308 - 316

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28. Strandlektüre

 

Urlaubszeit ist auch Lesezeit. Liegend, sitzend, hier und da auch stehend wird (nicht nur) am Strand Lektüre konsumiert. Manchmal ist es schon interessant und auch wenig berührend, wenn man erfährt, was so gelesen wird und es wird spannend, wenn man interessante Ergebnisse bei seinen Recherchen zusammenträgt. 

 

Am Strand wird viel gelesen. Es ist vielleicht neben Sonnenbaden und Dösen die am meisten verbreitete Beschäftigung im Sand am Meer. Alle Literaturgattungen sind vertreten: Boulevardzeitungen und Yellow Press - oft aus dem Flugzeug mitgebracht -, Romane und Erzählungen im klassischen Paperbackformat, flexibel und robust, die auch mal wie die bunten Illustrierten im trockenen oder auch feuchten Sand abgelegt werden können, oder auch das Fachbuch, das - der Ernsthaftigkeit der Lektüre angemessen - von meist aufrecht sitzenden Lesern studiert wird. Nicht immer, was man vielleicht glauben sollte, kann man an den Titeln der Bücher auf die Nationalität der Leser oder Leserinnen schließen. Manche lesen auch bewusst ein für sie fremdsprachiges Buch, eben um die Fremdsprache zu erlernen.

Zunehmende Verbreitung haben in den letzten Jahren elektronische Lesegeräte gefunden: E-Book-Reader oder auch iPads und dergleichen. Sie haben beträchtliche Vorteile: E-Books sind meist 15 bis 30 Prozent billiger als gedruckte Bücher, brauchen keinen Stellplatz im heimischen Bücherregal, nehmen im Urlaubsgepäck wenig Platz ein und man hat immer genügend Lesestoff dabei. Denn auf einen Reader passen etwa 1000 bis 3000 elektronische Bücher. Außerdem verrät das elektronische Lesegerät weder etwas über den Titel des Buches noch seine Nationalität. Frivole Buchgeschichten bleiben dem Außenstehenden so verborgen.

Ein Gang über den Strand ist vergleichbar mit einer Kurzvisite im Parterre eines großen Buchkaufhauses. Neben den Zeitschriftenauslagen finden sich auch hier die Bestsellertitel, Romanwälzer, belletristische Sonderangebote und internationale Literatur, ein gemischter Buchwarenladen unter freien (auf Lanzarote oft wolkenlosen) Himmel. Einige Male habe ich sogar am Strand Menschen getroffen, die mein Buch „Unterwegs auf Lanzarote“ in den Händen hielten und darin lasen, was mich, wen’s wundert, sehr erfreute.

*

Wir hatten lange überlegt, ob wir heute zum Strand gehen sollten. Am Morgen war es noch größtenteils bedeckt und es blies ein scharfer, kalter Wind von Nordosten. Gegen Mittag klarte es auf und nach einem Telefonanruf von Birgit einigten wir uns zum Strand aufzubrechen, um uns dort mit ihnen zu treffen.

Zwar hatte die Sonne die Wolken weitgehend verdrängt, aber es wehte ein frischer Wind vom Meer her. Wir liefen über den langen Strand, der nicht allzu stark frequentiert war. Einige hatten einen Windschutz aufgestellt, die meisten lagen in dem zurückliegenden, ansteigenden Gelände, das mit seinen kleinen Dünenmulden ein wenig Schutz vor dem Wind bot. 

Wir kamen wieder wie an den letzten Tagen an dem ungewöhnlichsten Strandensemble vorbei, das mir je begegnet ist. Ein älteres Ehepaar hatte eine auffällige, orangefarbene Bodenwanne aus Kunststoffmaterial, dem gleichen, aus dem die Strandmuscheln gefertigt sind, aufgestellt und mit schräg nach oben verlaufenden, etwa 20 Zentimeter hohen Seitenwänden mit Heringen im Sand befestigt.

Heute hatten sie zusätzlich zu diesem merkwürdigen Strandaccessoire einen Windschutz in den Boden gerammt, allerdings gegen Norden. Der Wind wehte voll in die Wanne hinein. 

Als wir an ihnen vorbeigingen, sah ich, wie der Mann sich mit einem kleinen Handbesen die Füße von Sand befreite. Bei dem Kehrvorgang stand er auf einem größeren, flachen Stein, der als Eingang oder Zutritt diente. Anscheinend sollte kein Körnchen Sand in die Wanne gelangen. Innen sah es ordentlich aufgeräumt aus: zwei Luftmatratzen nebeneinander, mit großen Strandlaken bedeckt, akkurat die Kopfkissen auf den Matten und säuberlich auf den Seiten liegende Bücher. Auf einer der Matten saß aufrecht die Frau. Beide Wannenbewohner waren brutzelbraun. 

Ich konnte im Vorbeigehen nicht erkennen, um welche Titel es sich bei der Lektüre handelte. Es waren auf jeden Fall keine Paperback-Ausgaben, sondern Hardcover mit einem glänzenden Umschlag und einem englischen Titel. Es war mir auch ein bisschen peinlich, meinen Blick allzu lange auf diese ungewöhnliche Sandimmobilie zu richten. 

Zeitgleich mit uns erreichte ein junges Paar unsere kleine Bucht, die sich ebenfalls dort niederließen. Ihr Equipment war im Gegensatz zu unserem sehr spartanisch, jeder von beiden hatte einen kleinen Stoffrucksack auf den Rücken, aus denen sie ein Strandhandtuch herausholten und auslegten.

 Wenig später trafen auch unsere Freunde ein und klappten ihre Stühle neben unseren auf. Da der Wind auch in der sonst windgeschützten Bucht nach wie vor von der Meerseite her wehte, setzten wir uns nieder, ohne zunächst die wärmenden Jacken oder Hosen auszuziehen. 

Es hatte sich wieder einiges ereignet, in der großen Weltpolitik, in Playa Blanca als auch in unseren Wohnanlagen, so dass diese Themen unsere Gespräche beherrschten. Es ist schon eine außerordentlich privilegierte Situation, in dieser traumhaften Umgebung die kleinen und großen gesellschaftlichen und politischen Probleme besprechen zu können. Sie verlieren hier etwas an Brisanz und Gewicht.

Mein Blick fiel auf die beiden jungen Leute, die seitlich von uns auf Strandtüchern lagen und in ihre Bücher vertieft waren. Das war eigentlich nichts Außergewöhnliches und ich wollte mich wieder Helmut zuwenden, als mein Blick auf die Bücher fiel, die sie in den Händen hielten. Ich war mehr als überrascht, so etwas hatte ich hier noch nicht gesehen.

Es waren kleinformatige, beige-braune Bücher, kleiner als die üblichen Taschenbuchformate und, das war deutlich zu erkennen, schon einige Jahrzehnte alt. Sie kamen mir irgendwie bekannt vor.

Das machte mich außerordentlich neugierig. Junge Leute, die weder elektronische Lesegeräte benutzten noch herkömmliche Buchformate, sondern anscheinend antiquarische Ausgaben in den Händen hielten und lasen - das weckte mein Interesse.

Ich gab mir einen Ruck und ging zu den beiden hinüber.

„Tschuldigung, dass ich euch beide störe. Aber ich sehe, dass ihr ungewöhnliche Bücher in den Händen haltet, Bücher, wie ich sie von früher her kenne. Mich würde sehr interessieren, was ihr da lest“, fragte ich.

Sie blickten auf, lächelten freundlich. Der junge Mann hielt mir sein Buch hin. Es trug den Titel „Sämtliche Erzählungen“ und der Autor war Franz Kafka. Ich nahm es vorsichtig in die Hand und sah, dass es eine alte Fischer-Ausgabe war, herausgegeben von Paul Raabe. Er blätterte zum innenseitigen Titelblatt und zeigte mir stolz den Namenszug seines Vaters, der diesen mit Datum Oktober 1973 hineingeschrieben hatte. 

„Da war mein Vater siebzehn“, erklärte er mir und sein Gesicht strahlte. 

„Ich habe es aus seinem Bücherregal mitgenommen“, ergänzte er.

Es war eines dieser eng beschriebenen, kleingedruckten, schon etwas vergilbten Ausgaben aus dem Fischer Verlag, Erstauflage 1970, wie ich sie in meiner Schulzeit ebenfalls hatte und von denen etwa ein Dutzend Titel noch heute in einem Schrank in unserem Keller stehen. Wie der Name schon sagte, es waren Taschenbücher - und die wurden oft in Taschen von Hosen (Cordhosen eigneten sich dazu besser als die engen Jeans) oder im Parker (so hießen damals die olivgrünen Manteljacken) getragen.

Mit einem Schlag wurden Erinnerungen wach.

Ich legte das Taschenbuch beiseite, und ergriff das Büchlein seiner Freundin, das sie mir hinreichte. Es handelte sich um eine Ausgabe der Frankfurter Verlagsanstalt von 1988 mit dem Titel „Über die Liebe“ von Charlotte Brontë. Es war ein kleines, ehemals weißes,  inzwischen deutlich angegrautes Buch mit einem festen Einband. Der feste Einband zeigte im oberen Teil ein oval eingerahmtes Bild der Autorin und in der unteren Hälfte standen der Name der Verfasserin, der Titel in roter Schriftfarbe und der Verlag.

„Das ist ja interessant“, sagte ich und blickte die beiden an. „Das ist ja eher die Ausnahme, dass junge Leute wie ihr solche doch etwas älteren Bücher lesen. Jedenfalls habe ich solche Werke hier am Strand noch nicht gesehen. Die meisten lesen digital.“

„Davon halte ich überhaupt nichts“, erwiderte der junge Mann. „Ich lese gern und möchte schon ein richtiges gedrucktes Buch in der Hand halten.“

„Da ist ein ganz anderes Lesegefühl“, ergänzte sie, „wenn man die Seiten umblättern muss und auch das Gewicht des Buches spürt. Es fühlt sich irgendwie wertvoller an, vor allem, wenn man weiß, dass auch schon andere Menschen darin gelesen haben, wie zum Beispiel der Vater von Jens.“ 

Sie blickte zu ihrem Freund.

Ich nickte zustimmend, wollte aber nicht als allzu neugierig erscheinen. Dennoch kamen wir in ein kurzes, aber sehr interessantes Gespräch, in dem sich herausstellte, dass beide aus dem Norden Deutschlands stammten, Jens in der 12. Klasse des Gymnasiums war, ein Jahr in Amerika zu einem Schüleraufenthalt gewesen war, Jura und Geschichte studieren wolle („ist ja vielleicht ein bisschen trocken“), Marie, so hieß seine Freundin, die 10. Klasse besuchte und noch keine genauen Vorstellungen davon hatte, welchen Berufsweg sie einmal einschlagen wollte.

Jens Eltern waren schon öfters auf den Kanaren, Lanzarote hatten sie mit ihm schon dreimal besucht. Sein Vater, so stellte sich heraus, hatte an den gleichen Universitäten studiert wie ich und möglicherweise sind wir uns vor langer Zeit auf dem Campus über den Weg gelaufen - so klein kann die Welt sein.

„Geschichte kann schon spannend sein“, warf ich ein, „und Jura auch. Wenn man zum Beispiel zwei Buchten hier nach Süden weiterläuft, stößt man auf Überreste und Zeugnisse eines der bedeutenden geschichtlichen Ereignisse für Lanzarote. Hier sind die spanischen Konquistadoren 1492 gelandet, haben eine befestigte Siedlung gebaut und möglicherweise alte Anlagen der Phönizier und Römer benutzt, haben das erste Bistum der Kanaren gegründet und von hier aus die Kanarischen Inseln für die spanische Krone erobert. So nah ist man an der Geschichte dran“, witzelte ich.

Der junge Mann nickte zustimmend.

„Na, dann weiter viel Spaß mit eurer Lektüre“, sagte ich und ging wieder zurück zu meinem Strandstuhl. Die beiden vertieften sich wieder in ihre Bücher. Einige Zeit später packten sie ihre Sachen zusammen und verließen mit einem freundlichen Grüßen die Bucht. Vielleicht wollten sie sich die historischen Überreste des spanischen Forts 300 Meter weiter südlich anschauen oder auch nur einfach ihre Ruhe haben - vielleicht vor mir - und für sich alleine sein.

Die beiden jungen Leute gingen mir mit ihrer interessanten Literatur nicht aus dem Kopf. Nicht nur wegen der ungewöhnlichen Buchformate, die zumindest an einem Strand sehr selten anzutreffen sind, sondern auch wegen der Autoren, die sie lasen. Franz Kafka hatte auch ich in der Schule gelesen. Dunkel erinnerte ich mich. „Der Prozess“ hieß das Werk, das eines der bedeutendsten Stücke von ihm ist. 

Von Charlotte Brontë hatte ich noch nichts gehört. „Über die Liebe“ - das könnte natürlich ein interessantes Thema für eine etwa 17-jährige junge Frau sein. 

„Ist das nicht außergewöhnlich?“, fragte ich Karen, als wir im Auto nach Hause fuhren.

„Was machst du dir nur für Gedanken“, antwortete meine Frau, als ich ihr meine Beobachtungen und Interpretationen mitteilte.

„Sie lesen sicher diese Bücher, weil sie klassische Literatur in der Schule behandeln“, fuhr sie fort. „Das ist Stoff im Deutschunterricht und die Lektüre möglicherweise eine Hausarbeit oder eine vorbereitende Aufgabe, vielleicht tun sie das sogar lustlos und widerwillig, Hausaufgabe eben“.

„Mmmh, aber diese kleinen Buchausgaben?“

„Das kann doch auch eine ganz einfache Erklärung haben: Papa hatte das Büchlein noch in seinem Bücherschrank, hat alte Bücher so wie du nicht entsorgt“- ich hörte den leichten kritischen Unterton heraus - „und sein Sohn brauchte die Lektüre nicht zu kaufen, hat also sein Taschengeld gespart.“

„Und das Hardcover Büchlein von Charlotte Brontë: ‚Über die Liebe?‘ Das gehört doch sicher nicht zur Weltliteratur?“

„Aber doch“, widersprach mir Karen. „Charlotte Brontë ist eine bekannte britische Schriftstellerin aus dem 19. Jahrhundert, die bedeutende Werke verfasst hat, teilweise unter dem Pseudonym Currer Bell. Ich selbst habe eines davon gelesen. Möglicherweise hat die junge Frau sich eine Schriftstellerin frei wählen dürfen, über die sie ein Referat halten soll. Und im Bücherschrank, in welchem auch immer, stand das Büchlein und hat ihr gefallen.“

„So einfach ist das“, ergänzte sie noch und blickte mich ein wenig belustigt an.

‚So einfach könnte das gewesen sein, ja, möglicherweise‘, dachte ich. Vermutlich war ihre Erklärung auch die wahrscheinlichste, plausibelste. Dennoch - meine Beobachtungen ließen mir keine Ruhe. 

Ich recherchierte im Internet, lud mir „Sämtliche Erzählungen“ von Franz Kafka herunter und informierte mich über Charlotte Brontë. Für die nächsten Wochen werde ich den „Prozess“ noch einmal lesen, nahm ich mir nach kurzem Einlesen vor.

Ein etwas eigenartiger, ja abstruser Gedanke kam mir in den Sinn: Gibt es möglicherweise eine Verbindung von Frank Kafka oder Charlotte Brontë zu Lanzarote? Anders gefragt: Haben ihre Werke etwas Wichtiges, Erhellendes, Kluges zum Ausdruck gebracht, das für Lanzarote von Bedeutung sein kann

Bei Franz Kafka wurde ich fündig.

Ich forschte und fand einen überraschenden Berührungspunkt zu Lanzarote: nicht von Franz Kafka oder seinen Werken, aber von seinem prominentesten Biografen. Die umfassendste Biografie, eine Jahrhundertbiographie, über den wahrscheinlich berühmtesten Autors des 20. Jahrhunderts hat Reiner Stach geschrieben, in über 2000 Seiten und drei Bänden, dessen dritter Band 2014 erschien und die frühen Jahre von Kafka aufarbeitet. 

Bei der Vorstellung dieses Bandes erzählte Stach, wie er mit dem Projekt 1996 begann:

„Ich fuhr mit einem Bücherkoffer und meinem Notebook nach Lanzarote, habe mich acht Wochen in einem Rentnerhotel verbarrikadiert und war dort der Einzige, der gearbeitet hat, was für allgemeine Beunruhigung sorgte, auch ohne dass man was von Kafka ahnte! … Die dachten, ich sei nicht ganz richtig im Kopf!“ 

Der Bericht über die Präsentation des Buches im Tagesspiegel fährt fort:

„Er schrieb auf dem Balkon, und irgendwann fragte ihn ein anderer deutscher Gast: ‚Arbeiten Sie etwa hier?‘ Als Stach ihm von seinem Vorhaben erzählte, kam die Frage: ‚Was ist Kafka?‘ Da war für ihn klar, dass diese Biographie bitter nötig war. …

In seinem Hotel traf er übrigens auch eine spanische Küchenhilfe, die ihm nach achtwöchiger Arbeit sagte, er müsse ja lange Urlaub haben. Als er ihr erklärte, woran er arbeitete, kam als Antwort: ‚Ah, Franz Kafka aus Prag‘. Für solche Leser ist dieses Buch gedacht. Denn es erzählt alles das, was über unser für sicher gehaltenes Kafka-Wissen hinausgeht - und seinerseits biographisch nun gesichert ist. Dank Reiner Stach.“

Ich war richtig froh, eine solche Verbindung zur Insel gefunden zu haben, wiewohl ich etwas schmunzeln musste über seine Charakterisierung eines deutschen Urlaubers und einer spanischen Küchenhilfe in Lanzarote in Bezug auf Kenntnisse über Franz Kafka. Aber dieser Zusammenhang überraschte mich eigentlich nicht, sondern bestätigte nur das, was man auch von anderen Schriftstellern weiß: Lanzarote ist nicht nur für den Biographen von Franz Kafka, Reiner Stach, sondern für viele Autoren, Kulturschaffende und Künstler ein Ort der Imagination, der Produktivität und der Kreativität. Von der Insel scheint eine Energie und Faszination auszugehen, die beflügelt und zu großen Leistungen befähigt. Sie zieht kreative, geistig arbeitende Menschen an, inspiriert und bietet Raum und Entfaltung. Nicht von ungefähr leben viele Künstler auf Lanzarote. 

Und es gibt noch ein weiterer Anknüpfungspunkt zu Lanzarote: Wer ein Bild oder ein Porträt von Franz Kafka sehen will, muss nicht nach Prag fahren. Er braucht sich nur nach Tias zu begeben, in das Haus von José Saramago. Der portugiesischer Romancier, Lyriker, Essayist, Erzähler, Dramatiker und Tagebuchautor (16.11.1922 - 18.06.2010) lebte in den letzten 18 Jahren seines Lebens auf Lanzarote. Er ist der meist gelesene und übersetzte Autor Portugals. 1998 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. In seiner Casa José Saramago, diesem einfühlsamen und wundervollen Museumsort, an dem der Besucher dem Künstler sehr nahe kommen kann, hängt ein Bild von Franz Kafka, den Saramago zu seinen literarischen Vorbildern gezählt hat. Manche Situationen in seinen Romanen erinnern an Kafka.

Lanzarote hat - so kann man nun resümierend und voller Stolz behaupten - einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass die Menschheit nun über eine allumfassende Biographie, der Jahrhundertbiographie des Autors Reiner Stach über einen Klassiker der Weltliteratur, Franz Kafka, verfügt.

Eine schöne Berührung mit der Vulkaninsel.

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Eine zufällige Begegnung an einem Strand mit zwei jungen Leuten, die zwei ungewöhnliche Büchlein lasen, hat meine Neugierde geweckt . Durch ihre Literatur habe ich einen kleinen Ausflug in die Weltliteratur gemacht und dabei entdeckt, dass Lanzarote darin, wenn auch eine bescheidene Rolle, spielt. 

Neugierig zu sein und dem Neugiertrieb nachzugeben, kann manchmal ganz schön wichtig und erkenntnisreich sein.  Dazu passt ein Aphorismus von Franz Kafka: 

 

Wege entstehen dadurch, daß man sie geht.